Sri Lanka | Kleine Perle im indischen Ozean

Ich möchte keinen vollständigen Reisebericht abgeben. Auch werde ich keine hilfreichen Packlisten erstellen und tiefergehenden Reisetipps geben. Ich bin keine Reisebloggerin und nützliche Hinweise zu sämtlichen Arten des Reisens (Städtereisen, Backpacking, Familienreisen, etc.) findest du bestimmt an vielen Stellen im Internet. Hier soll es um eine kleine Auswahl der inspirierenden Stationen der Reise gehen.

Meine erste Asienreise liegt bereits fünf Jahre zurück. Damals war ich mit zwei Freundinnen und drei Rucksäcken für ca. zwei Monate in Indonesien unterwegs. Seitdem waren die Urlaubsziele wieder auf Europa beschränkt. Athen, Sardinien, Malta und Portugal (Lissabon und die Algarve) konnte ich in den letzten Jahren besuchen. Auch dieses Jahr stellte sich wieder einmal die Frage: Wohin soll die Reise gehen? Eine weitere Asienreise war die Idee.

Asien ist groß – ach, es ist riesig – und die Entscheidung für eines der vielen faszinierenden Länder zu fällen, fiel gar nicht leicht. Irgendwann erinnerte ich mich an einen Satz meiner Mutter, die irgendwann in einem Nebensatz erwähnt hatte, dass ich ihr schreiben solle, wenn ich vorhätte, einmal nach Sri Lanka zu reisen. Sie kenne nämlich eine Person, die bei der Planung der Reise helfen könne und die selbst Verbindungen nach Sri Lanka hätte. Ein solches Angebot war ganz wunderbar. Und so war es schnell beschlossene Sache, dieses Jahr sollte es auf die kleine Insel im indischen Ozean gehen. Flüge und Visa für zwei Personen waren wirklich schnell gebucht und viel Vorbereitung war gar nicht erforderlich, da wir viel Unterstützung von der Bekannten meiner Mutter hatten.

Die Hauptstadt Colombo und auch Negombo, das etwas nördlicher liegt, haben wir schnell hinter uns gelassen, denn beide Städte können weder mit sonderlicher Schönheit noch ausreichender Ruhe punkten. Sie sind groß, überfüllt, laut und von Autostaus durchdrungen.

Kandy: Peradeniya (Botanischer Garten) und Perahera-Fest

So machten wir uns mit unserem Fahrer ziemlich bald auf den Weg nach Kandy. Es ist schon fast zu einer Tradition geworden, dass ich mir auf jeder Reise einen Botanischen Garten anschaue, denn Pflanzen sind eine kleine Leidenschaft von mir. Ich würde nicht behaupten, dass ich mich im botanischen Bereich auskenne, aber Gärten ziehen mich schnell und auf magische Weise in ihren Bann. Der Botanische Garten in Kandy trägt den Namen Peradeniya und ist nicht nur einer schönsten und ältesten, sondern auch der zweitgrößte Garten seiner Art in Asien. Dieses Schmuckstück wollte ich mir nicht entgehen lassen. Bei unserem Besuch war ich von der Pflanzenvielfalt überwältigt, denn neben Riesenbambus, Palmenalleen und Orchideenhaus, gibt es zahlreiche Themen- und Gewürzgärten. Wir waren an einem Mittwoch im Peradeniya und der Garten war wirklich nicht überfüllt mit Besuchern. Ob das bei einem Wochenendbesuch anders ist, kann ich nicht beurteilen, aber die Vermutung liegt nahe, dass auch viele Einheimische dieses kleine Paradies an freien Tagen aufsuchen. Es war ganz zauberhaft zu beobachten, dass dort auch Sri Lanker den Nachmittag verbrachten. Eine große Frauengruppe, die mit ihren Kindern verschiedene Spiele auf einer weitläufigen Grasfläche spielte, stach mir besonders ins Auge. Selten habe ich Menschen beobachten können, die so herzlich, ehrlich und laut gelacht haben. Nach einer Minute stellte ich fest, dass ich selbst bis über beide Ohren lächelte, und das nur vom Zusehen. Es war einfach so schön und wirklich ansteckend – einfach wunderbar. Eines meines persönlichen Highlights waren die vielen Flughunde im Botanischen Garten. Anfangs vermutete ich riesige Früchte an einigen Bäumen, bis ich bemerkte, dass diese „exotischen Riesenfrüchte“ sich bewegten und einige sich unvermittelt in die Luft erhoben. Ihre Flügelspannweite würde ich ohne Zweifel auf mindestens einen Meter schätzen und bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie Fledermäuse dieser Größe gesehen. Peradeniya ist definitiv ein ganz wundervoller Ort zum Verweilen und an heißen Tagen findet man dort eine erholsame und schattenspende Enklave.

Peradeniya (Botanischer Garten) in Kandy

Manchmal wird man vom Glück geküsst und erhält ganz hinreißende Einblicke und einmalige Chancen. So war es auch auf dieser Reise, denn wie es der Zufall wollte, waren wir genau zur Zeit des Perahera-Festes, eines der prunkvollsten und berühmtesten buddhistischen Feste, in Kandy. Die zweiwöchigen Festlichkeiten sind untrennbar mit dem Mythos der heiligen Zahnreliquie verbunden. Der Legende nach gelangte ein Zahn nach Buddhas Entschlafung nach Sri Lanka und wird heute im Zahntempel von Kandy aufbewahrt. Aufgrund von Perahera waren unzählig viele gläubige Buddhisten nach Kandy gepilgert und die Stadt wie auch der Zahntempel platzten aus allen Nähten. Wenn man Menschenmassen generell nicht scheut und auch kein Problem mit Körperkontakt zu Fremden hat, rate ich jedem Interessierten dazu, sich dieses Fest nicht entgehen zu lassen. Auch ein Besuch des Zahntempels lohnt sich zu dieser Zeit, denn Religion spielt auf Sri Lanka eine vergleichsweise große Rolle und die Menschen strömen voller Erwartungen zum Tempel und beten teilweise hingebungsvoll vor Buddhastatuen. Mit dem nötigen Respekt kann man dann beobachten, was Religion für jene Buddhisten bedeutet. Ich konnte viel Hoffnung in den Blicken der Menschen finden. Innerhalb der 14 Tage des Perahera finden jeden Abend große Festumzüge statt, bei dem über vier Stunden Tänzer (wenige Tänzerinnen) und Elefanten als Prozession durch die Straßen ziehen. Feuertänzer kommen dabei besonders gut zur Geltung und häufig musste ich den Atem anhalten, weil ich befürchtete, dass die Fackel, welche zehn Meter hoch in die Luft geschleudert wurde, nicht aufgefangen wird. Es war ein wirklich großes Spektakel.

Elefanten beim Peraherafestumzug

Sigiriya: Pidurangala-Felsen und die Felsenfestung Sigiriya

Vor dieser Reise schwor ich mir, dass ich niemals wieder in der Dunkelheit einen Fuß in den Dschungel setzen würde. Zu intensiv war die Erinnerung aus dem Jahr 2013 als ich in Indonesien Mitten in der Nacht zu solch einer Wahnsinnstour aufbrach. Damals war mir mein Herz fast aus der Brust gesprungen und ich vermutete, den Herzschlag könnten sämtliche Lebewesen im Umkreis von drei Kilometern wahrnehmen. Für mich stand fest: nie wieder! Ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich auf dieser Reise gar nicht erst in die Versuchung kommen würde, es vielleicht wieder zu tun. Was soll ich sagen? Es ist wieder passiert und ich bereue das nicht eine Sekunde. Als wir in Dambulla ankamen, uns den berühmten Höhlentempel von Dambulla angesehen und uns auch in ein kleines und feines Hostel einquartiert hatten, stellte sich die Frage danach, welches das nächste Etappenziel sein würde. Der Besitzer unserer Unterkunft legte uns folgenden Vorschlag ans Herz. Wir sollten morgens um 04:30 Uhr aufstehen. Eine Uhrzeit, die für mich jenseits von Gut und Böse liegt. Er würde dafür sorgen, dass uns ein Tuk-Tuk von Dambulla nach Sigiriya bringen würde. Dort sollten wir aber nicht sofort auf den berühmten Sigiriya-Felsen steigen, sondern lieber den Nachbarberg Pidurangala besteigen, um von dort den Sonnenaufgang zu bewundern. Ich hatte bis dahin verdrängt, dass man weit vor Sonnenaufgang mit der Besteigung eines Berges beginnen musste, um den Sonnenaufgang vom Berggipfel sehen zu können. Wir wurden also am Fuß des Pidurangala abgesetzt, fanden in der Dunkelheit den Eingang eines kleinen Klosters und schließlich einen kleinen Pfad, der scheinbar nach oben führte. Zu meiner Freude war dieser Pfad beleuchtet und ich tanzte innerlich einen kleinen Freudentanz. Allerdings verebbte meine Freude, als wir nach ca. 200 Metern keine einzige Lampe mehr sahen und uns nun mit einer winzigen Taschenlampe weiter durch das Dickicht schlagen mussten. Plötzlich schien der Dschungel lebendig zu sein, jedes Geräusch hatte eine sonderbare Intensität und mein Atem war laut wie ein Schlagbohrer – so zumindest fühlte es sich für mich in diesem Moment an. Ich konzentrierte mich darauf, nicht nach rechts oder links zu blicken und schaute scheuklappenhaft auf meine Füße, um nicht über Wurzeln und Steine in die Dunkelheit zu fallen. Je höher wir stiegen, desto häufiger hatte ich Bedenken, ob wir uns noch auf dem richtigen Weg befanden. Dennoch wollten wir den Gipfel schnell erreichen, um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. So war das Tempo ein ziemlich beachtliches und ich war zeitweise so außer Atem, dass ich keinen Satz hätte hervorbringen können. Irgendwann kamen wir an eine ebene Fläche, die nicht den Anschein machte, dass diese zu 100% auf einen natürlichen Ursprung zurückging. Kleine Treppen waren in den Boden eingehauen und zufällig glitt mein Blick über den Felsen, der sich rechts von uns in weitere Höhe erstreckte. Mein Atem stockte, denn im Felsen erkannte ich eine Silhouette. Bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich dabei um eine große Buddha-Darstellung handelte, die ihn in schlafender Position darstellte. Lange konnten wir an dieser Stelle nicht verweilen, denn es ging weiter durch Dickicht und über kleine Felsen. Kurz vor dem Gipfel vernahm ich aus der Nähe lautes Summen und erinnerte mich daran, dass ich in einem Artikel bereits etwas zum Thema Riesenhonigbienen gelesen hatte. Es war allerdings so dunkel, dass ich absolut ideenlos war, was die Entfernung zwischen uns und den Bienen betraf. Durchatmen und schnell weiter! Und dann sah ich ihn – den Gipfel. Mich trennte noch eine auf den ersten Blick unüberwindbare Felswand, die ich aber mit Unterstützung bezwingen konnte. Ich wurde an den Händen hochgezogen und stand schlagartig auf dem Pidurangala. Und dann war er da, der wunderschöne Sonnenaufgang. Noch ganz außer Atem konnten wir den Blick über eine Landschaft schweifen lassen, die zum Staunen einlud. Es war ganz still und die Farben veränderten sich sekündlich.

Blick von Pidurangala auf Sigiriya

Vom Pidurangala hat man einen ganz wunderbaren Ausblick auf den Felsen Sigiriya, der unsere nächste Herausforderung werden sollte. Wir blieben noch eine Weile auf dem Gipfel und genossen diesen magischen Moment. Gegen 07:00 Uhr waren wir wieder am Fuß des Berges und fuhren ca. fünf Minuten mit dem Tuk-Tuk nach Sigiriya. Voller Ehrfurcht stand ich vor diesem Felsen, zu dem eine Art Prozessions-Allee führt. Ich ignorierte meine Beine, in denen sich bereits ein gehöriger Muskelkater ankündigte und wir starten den Aufstieg. Nun war es bereits über eine Stunde hell und die Besteigung dieses Felsens war eindeutig entspannter. Während ich behaupten würde, dass der Pidurangala ausschließlich bei guter Kondition infrage kommt, so ist Sigiriya für fast jeden eine eher kleine Herausforderung. Es gibt überall Treppen und angelegte Wege. Einzig die Sonne könnte problematisch werden, weswegen ich dazu rate eine Bergbesteigung in der sehr frühen Morgenstunden zu legen. Lohnenswert waren für mich die sogenannten Wolkenmädchen. Es handelt sich dabei Fresken, die sich in einer ganz bemerkenswerten Lage am Felsen befinden. Dargestellt sind halbbekleidete Frauen, die auf mich sehr musisch wirkten.

Polonnaruwa: wunderbare Begegnung im herzenswarmen Homestay

Die Stadt Polonnaruwa ist mir vor allem wegen unserer tollen Unterkunft im Gedächtnis geblieben. Selten habe ich auf dieser Reise einen freundlichen Menschen wie den Besitzer des Homestays Livinginn Polannaruwa getroffen. Seine Gesicht und seine Haltung erinnerten mich stark an den Dalai Lama, obwohl er diesem Vergleich keineswegs zustimmen würde. Er hatte ein wirklich sanftes und warmes Lächeln. Wenn sich die Gäste auf der großen Terrasse zum abendlichen Gespräch trafen, stand er manchmal selig lächelnd dabei und gab Hilfestellungen sowie allgemeine Erklärungen zur Stadt sowie Sri Lanka. Das Homestay befindet sich in einem liebevoll angelegten Garten mit einem Fischtisch und wirkte wirklich einladend, ja paradiesisch auf mich. Ich war stark an das Buch „Maya oder das Wunder des Lebens“ von Jostein Gaarder erinnert, denn auch dort hätte man ein Zwiegespräch mit einem Gecko führen können. Wir trafen in dem Homestay auf eine Gruppe von vier jungen Frauen, die allesamt verschiedener nicht hätten sein können, uns aber mit ihrer gemeinsamen Geschichte bis tief in die Nacht unterhalten haben. Auch waren ein niederländisches Paar, denen wir ganz unerwartet noch einmal auf unserer Reise begegnen sollten, Gäste im Homestay. Dennoch waren es nicht die sauberen, kleinen Zimmer, die diese Unterkunft zu einem solch zauberhaften Ort gemacht haben, sondern jene schönen Begegnungen, Gespräche und die herzliche Art des Besitzers. Jedem, der eine Reise mit allen Sinnen erleben möchte würde ich dieses Homestay empfehlen, denn auch das Frühstück ist eine wahre Gaumenfreude.

Anuradhapura: Jaya Sri Maha Bodhi (heiliger Bodhibaum)

Beim heiligen Bodhibaum handelt es sich um einen Ableger des Baumes, unter welchem Buddha seine Erleuchtung erlangt hatte und auch wir wollten auf unserer Reise diesen spirituellen Ort besuchen. Tagsüber waren wir auf dem riesigen Tempelareal unterwegs und entschieden uns dazu, am Abend zum Bodhibaum zu fahren. Dies, so stellte sich heraus, war eine fabelhafte Entscheidungen. Nie hätte ich solch ein atemberaubendes Spektakel erwartet. Als wir eintrafen war es bereits dunkel und über uns schwirrten viele Flughunde, deren Rufe uns immer wieder auf der Reise begegnet waren. Von überall war ein leises Murmeln zu vernehmen und unzählig viele Menschen in strahlend weißer Kleidung strömten dem Gelände, auf welchem der Baum sich befindet, entgegen. Auch wir betraten den heiligen Bereich und wurden schnell in einen Bann aus Gesängen, Kerzen und Trommeln gezogen. Ich hatte das Gefühl, mein Herzschlag würde sich dem Rhythmus der Trommelschläge anpassen. Gleiches traf auch auf den Takt meiner Schritte zu, ohne dass ich diese wissentlich veränderte. Ein Meer aus Kerzen erschien vor uns und alles war in ein goldenes, warmes Licht getaucht. Über dieser ganzen Szene hing ein schwerer Duft. Es war als würde man von diesem Duft, dem Licht und den Klängen an einen anderen überirdischen Ort getragen. Wir umkreisten den Baum und sahen überall weitere kleine Ableger davon.

Nilaveli: Traumstrand und zauberhaftes Hotel

Im Vergleich zur Westküste um Colombo und Negombo erwies sich der Strand an der Ostküste bei Nilaveli als idyllisches Gegenstück. Dort fanden wir den erhofften weißen Sand und ein Meer, das in zahlreichen Türkis-Tönen erstrahlte. Unsere Zeit dort war entspannt und wir konnten viele Momente der Entschleunigung genießen. Dazu beigetragen hatte vor allem das schöne und kleine Hotel: Luna Beach Hotel Nilaveli, in welches wir eincheckten. Ein Abend in Nilaveli wird bestimmt noch viele Jahre in meinem Gedächtnis bleiben. Es war jener Abend, an dem uns der Hotelbesitzer zum gemeinsamen Kochen einlud und wir anschließend zusammen mit den anderen Hotelgästen und gutem Wein ganz lachschwanger auf das Leben anstießen. Am Tisch befanden sich 10 Personen aus sechs verschiedenen Nationen und ich denke noch heute an diese herrliche Dynamik.

Sri Lanka und ich sind Freunde geworden – so würde ich es bezeichnen. Gerade weil Sri Lanka nicht perfekt ist. Eine Reise ist es allemal wert und ich wünsche jedem, der sich für einen Urlaub dort entscheidet mindestens genauso viele Momente der Hingerissenheit wie ich sie erleben dürfte.