Sizilien | Frühlingserwachen auf der italienischen Insel

Blick über Taormina auf die Bucht und das römische Theater

Zeitweise ist der März in Deutschland doch etwas trostlos und der Winter scheint die Tage mit aller Macht festhalten zu wollen. Um dem grauen und kalten Wetter zu entfliehen, haben mein Partner und ich in der letzten Märzwoche ziemlich spontan entschieden, eine einwöchige Reise nach Sizilien zu buchen. Wir wollten dort den Frühling etwas zeitiger begrüßen.

Nicht das allseits beliebte Palermo stand auf dem Reiseplan, sondern wir entschieden uns für die Ostseite der Insel und reisten nach Catania, in der Hoffnung dort neben dem Frühling auch etwas Ruhe zu finden. Für die Woche war noch eine Wohnung über Airbnb mit Blick auf das Castello Ursino verfügbar, sodass wir eine herrliche Bleibe für die Zeit auf Sizilien hatten.

Zentrum im Osten: Catania

Mich persönlich haben in Catania drei Dinge beeindruckt. Zum einen sei da der Blick von der Kuppel der Abteikirche Sant’Agata Chiesa della Badia di Sant’Agata erwähnt. Bei einem Nachmittagsspaziergang durch die Altstadt, bei dem das eigentliche Ziel die Kathedrale Sant’Agata sein sollte, landeten wir rein zufällig an der Abteikirche. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Kathedrale. Von der Kuppel konnten wir einen wunderbaren Blick auf die Stadt, das Treiben auf dem Domplatz, das Meer, den Ätna und die Kathedrale genießen. Dabei senkte sich die Sonne langsam über dem Horizont und es wurde ganz ruhig über den Dächern der Stadt. Auf der Kuppel sind Sitzplätze eingefügt, von denen aus sich der Sonnenuntergang auf ganz besonders schöne Weise genießen lässt. Mein zweites Highlight bildete der Park Villa Bellini mit seinem schmiedeeisernen Pavillon. Der Park ist terrassenartig angeordnet und es waren einige Treppenstufen zu überwinden, bevor wir mit einem herrlichen Blick über die Parkanlage belohnt wurden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass der Park insbesondere an heißen Sommertagen sehr gut besucht ist, da Touristen und auch Sizilianer der drückenden Hitze der Stadt entfliehen möchten. Zu nachmittäglicher Zeit waren einige Besucher im Park, aber es mangelte nicht an freien Sitzbänken. Dritte und absolut empfehlenswerte Sehenswürdigkeit war für mich der Besuch auf dem Fisch- und Gemüsemarkt von Catania. Das frühe Aufstehen wurde mit einer überbordenden Vielfalt an reifen Südfrüchten und unzähligen Fischsorten belohnt. Es war ein regelrechtes Eintauchen in das südeuropäische Markttreiben mit den dazugehörigen Düften und dem Marktgeschrei der Verkäufer. An einem Stand kauften wir uns einen Espresso, tranken diesen anschließend ganz genüsslich in der Sonne und konnten uns nicht sattsehen.

Normannenkastell in Aci Castello und die Riviera der Zyklopen

Etwas nördlich von Catania liegt die Stadt Aci Castollo mit ihren kleinen vorgelagerten Zyklopeninseln, die ein sehr schönes Panorama bilden. Der Besuch dort lohnt sich wirklich für jeden, der etwas abseits der großen Stadt nach Ruhe sucht. Ganz verzaubert war ich von dem alten normannischen Kastell in Aci Castell, das sich auf Klippen mit himmlischem Blick auf die Zyklopeninseln befindet. Bei unserem Besuch waren wir ganz allein in diesem Kastell und konnten den kleinen Botanischen Garten, der sich innerhalb der Kastellmauern befindet voll auskosten. Man kann im Garten vor allem skurrile Kakteen und interessante Sukkulenten bewundernd und bei Glück – wie wir es bei unserem Besuch hatten – ertönt eine leise Melodie aus dem Radio, des Gärtners, der sich mit Hingabe um die Bepflanzung kümmert. Das Frühjahr schien wirklich der beste Zeitpunkt, um die Pflanzenvielfalt dort in ihrer ganzen Pracht bewundern zu können. Einige Meter entfernt vom Kastell befindet sich eine kleine Grünfläche mit schattenspendenden Bäumen, Sitzplätzen und einem schönen Blick auf das Meer. Für ein absolutes Hochgefühl sorgte dann Brioche con Gelato, ein Milchbrötchen, in welches Eis gespachtelt wird. Ich hätte nie vermutete, dass eine solche Masse an Eis in meinen Bauch hineinpassen könnte. Nun ja, ich lerne nicht aus und empfand die Geschmackskomposition aus Pistazieneis und süßem Brötchen überaus schmackhaft.

Blick auf den Botanischen Garten innerhalb der Mauern des Normannenkastells in Aci Castello

Besteigung des Ätna

Eine Bergbesteigung hat für mich immer einen sehr befreienden Augenblick, nämlich den, an dem ich endlich oben angelangt bin und den Blick in die weite Ferne schweifen lasse. Vergessen sind in diesem Moment all die Strapazen und die schmerzenden Beine. Ich atme endlich tief ein, komme langsam zur Ruhe und mein Herzschlag normalisiert sich wieder. Ich bin in diesem Moment immer auch ein wenig stolz auf mich. So war es auch bei unserem Ausflug zum Ätna, für den wir einen Guide buchten. An unserem Ausflugstag war das Wetter besonders freundlich und es herrschte eine klare Sicht. Zusätzlich hatten wir das große Glück, dass wir beide unseren Guide nicht mit einer  Reisegruppe teilen mussten. Der Kontrast zwischen dem kargen Vulkangestein und den fruchtbaren Gebieten am Fuße des Vulkans wird einem besonders auf dem Gipfel bewusst. Von einem auf den nächsten Augenblick verändert sich die Landschaft. Waren wir gerade noch mitten in einer Orangenplantage, so fanden wir uns plötzlich in einer baumlosen Umgebung wieder.

Blick in einen der vielen Krater des Ätna

Syrakus und das Ohr des Dionysios

Ein Ausflug nach Syrakus lohnt sich für Archäologie-Interessierte und Fans kleiner Hafenpromenaden. Der ursprüngliche Stadtkern befindet sich abgetrennt von der Neustadt auf der Insel Ortygia und ein Ausflug in den nahegelegenen Parco Archeologico della Neapoli lässt bestimmt das ein oder andere ArchäologInnen-Herz höherschlagen. Autos müssen vor der Insel abgestellt werden und dann geht es per pedes hinein in den alten Stadtkern. Die groß angelegten Parkplätze lassen vermuten, dass in der Urlaubssaison mit einem erhöhten Touristenaufkommen zu rechnen ist. Bei unserem Besuch waren aber wenige Busparkplätze mit Reisebussen belegt. Die kleine und traumhaft daherkommende Hafenpromenade von Syrakus ermöglicht es bis an die Spitze zum Kastell zu flanieren und dabei etwa Fischer bei ihrer Arbeit zu beobachten. Als kleine Offenbarung empfand ich die Mandelmilch, die ich auf der Piazza Duomo im Schatten der Kathedrale getrunken habe. Diese war um ein Vielfaches köstlicher als die Produkte, die ich in Deutschland bisher gekauft habe. Kleine Mandelstückchen und eine etwas dicke Konsistenz stellten einen Kontrast zu den bisher gekannten wässrigen Mandeldrinks dar. Generell finden sich in den Bauwerken von Syrakus häufig antik-mythologische Bezüge. So auch in der Kathedrale, die bauliche Elemente eines alten Athene-Tempels mit der Baukunst verschiedenster Epochen verbindet. Nach dem Stadtbummel fuhren wir zum Parco Archeologico della Neapoli, wobei mir vor allem das Ohr des Dionysios in Erinnerung geblieben ist. Es handelt sich dabei um eine Grotte, die durch Steinbrucharbeiten entstanden ist. Ganze 65 Meter ragt der Spalt ins Gestein und weist eine ganz eigenwillige Akustik auf, da die Grotte eine S-Form bildet. Vor dem Eingang zum Ohr des Dionysios befindet sich ein gartenähnlicher Bereich, der neben Zitrusbäumen auch viele weitere Blumensorten beherbergt.

Am Eingang zum Ohr des Dionysios

Touristenmagnet Taormina mit phänomenalem Park

Taormina wirkte auf mich sehr touristisch und in seiner Schönheit auch irgendwie unwirklich bis extrem künstlich. Alles war einfach zu perfekt und diese Stadt sehe ich als ein wahrgewordenes Postkartenmotiv. Wer schöne Urlaubsfotos machen möcht, ist hier absolut richtig, denn Taormina befindet sich auf einem Hügel direkt am Meer und zieht seine Besucher bestimmt vor allem wegen des herrlichen Blickes über die Bucht an. Bleibenden Eindruck hinterließ bei mir der Spaziergang im Giardino Pubblico. Hier fanden wir neben schillernden und bunten Papageien auch reizvolle, kleine Ziegelbauten, welche in unserem Reiseführer aufgrund ihrer architektonischen Erscheinung als „Bienenstöcke“ bezeichnet wurden.

„Bienenstöcke“ im Stadtpark von Taormina

Uns hat die Zeit auf Sizilien überaus gut getan, denn die Blütenpracht und die italienische Sonne gaben uns ein Gefühl, das sich am besten mit dem Wort Frühlingserwachen beschreiben lässt. Bei unserem nächsten Besuch – wann immer dieser auch sein mag – werden wir uns den westlichen Teil der Insel ansehen. Ich gehe davon aus, dass es auch dort viele wundervolle Orte und Momente einzufangen gilt.