Fantasy-Romane sind nicht unbedingt mein Genre, aber hier habe ich eine kleine Ausnahme gemacht und gebe ohne Umschweife zu, dass ich auch nicht bereue, dieses Buch gelesen zu haben. Es mag an der Jahreszeit liegen, denn im grauen Winter bin ich persönlich für märchenartige Geschichten empfänglicher. Mit einer Kollegin sprach ich letztens über Wolpertinger und die schwierige Zuordnung dieser Fantasie-Geschöpfe, denn während meiner Studienzeit wurde ich einmal von einer Professorin der Kunstgeschichte als Wolpertinger bezeichnet. Das war keineswegs bösartig von ihr gemeint, aber bis zu jenem Zeitpunkt hatte ich noch nie etwas davon gehört und bat um eine Erklärung. Ich studierte neben meinen zwei Hauptfächern noch freiwillig zwei Semester Kunstgeschichte. Da die Prüfungsordnung solche Fälle nicht unbedingt abbildete, war ich immer schwer einzuordnen. Ich war also der Wolpertinger in sämtlichen Kursen. Meine Kollegin brachte mir einen Tag nach unserem Gespräch das Buch „Rumo & Die Wunder im Dunkeln“, denn ich schien sie an Rumo zu erinnern. Irgendwie schön!
Inhalt:
Das Buch gliedert sich in zwei Teile „Obenwelt“ und „Untenwelt“. Rumo, ein Wolpertingerwelpe lebt auf einem Bauernhof im Land Zamonien und wird eines Tages von Teufelszyklopen auf deren schwimmenden Teufelsfelsen entführt. An diesem Unglückstag geschehen zudem aber drei für Wolpertinger wichtige Dinge, denn Rumo geht zum ersten Mal auf zwei Beinen, ihm wächst sein erster Zahn und er wittert erstmalig einen mysteriösen silbernen Faden.
Während seiner Gefangenschaft freundet sich Rumo mit der Haifischmade Smeik an. Nachdem dieser Rumo das Sprechen und theoretische Kampfkünste beigebracht hat, ersinnen die beiden gemeinsam einen Fluchtplan. In einem phänomenalen Kampf besiegt der Wolpertinger aufgrund seiner scharfen Zähne die Teufelszyklopen und kann alle weiteren Gefangenen befreien. Zusammen mit Smeik wandert Rumo daraufhin erst gemeinsam, dann getrennt durch das Land Zamonien. Rumo folgt dabei dem silbernen Faden und erreicht so die Stadt Wolpertingen, welche die Heimat all jener Wolpertinger, die aufrecht gehen und sprechen können, ist. Hier angekommen erfährt er, dass jeder Wolpertinger dem silbernen Faden folgt und so seine wahre Liebe findet. Rumos silberner Faden endet bei Rala, einem mutigen Wolpertingermädchen. Noch bevor Rumo ihr seine Liebe gestehen kann, wird die Stadt während seiner Abwesenheit überfallen und alle Bewohner Wolpertingens werden nach Untenwelt in die Stadt Hel entführt.
Mit dem festen Vorsatz Rala und alle anderen Wolpertinger zu befreien, steigt Rumo hinab in ein riesiges Loch und begibt sich auf die gefährliche Reise durch Untenwelt…
Meine Meinung zum Buch:
Neben der Geschichte war ich sehr hingerissen von den Zeichnungen und der allgemeinen Aufmachung des Buches. Walter Moers hat eine so atemberaubende Gabe all die Orte und Geschöpfe zu erschaffen, dass es mir die Sprache verschlagen hat. Zamonien ist ein bis ins Kleinste durchdachter Kosmos und jedes dort lebende Wesen hat eine ganz eigne Geschichte. Für mich handelt es sich um eine klassische Heldengeschichte und ich fieberte bis zur allerletzten Seite mit Rumo. Meine anfängliche Vermutung war, dass es sich um ein Kinder- oder Jugendbuch handelt, aber bereits nach wenigen Seiten wurde es ziemlich blutrünstig. Generell treten zahlreiche Figuren im Verlauf der Geschichte von der Bühne ab – um es etwas milder auszudrücken. Mein Fazit: Ein fantasieanregendes Buch, das für mich viel Leben und Farbe in graue Winterabende bringt. Dennoch bleibt es dabei, dass das Fantasy-Genre für mich eher eine Ausnahme darstellt.